Politische Mimikry im 21. Jahrhundert findet in den sozialen Netzwerken statt. Sie sind die »größte Propagandamaschine der Geschichte«, wie Sacha Baron Cohen sagte.
Für faschistische Logik ist es zentral, einen vermeintlichen Ausnahmezustand zu konstruieren, der eine Befreiung erfordert. Dies gelingt besonders im Netz. Internetkonzerne und ihre Eigentümer verhalten sich vorsätzlich prinzipienlos, wenn sie es zulassen, dass ihre Technologien zur Massenkommunikation des digitalen Faschismus genutzt werden.
In Tweets, Videos, Reden, und offiziellen Texten bedienen sich die gesichert rechtsextremen Populisten eines Vokabulars, in der Tradition des Nationalsozialismus wie »Volksverräter« oder »Volkstod« bzw. Wortneuschöpfungen wie »Schuldkult«, »Frühsexualisierung« oder »Lügenpresse«. Über die Sprache soll sich die Gesellschaft nach rechts verschieben. Gelungen ist diese Mimikry, wenn demokratische Parteien die Sprach-bilder übernehmen und bspw. gegen »Gender-Irrsinn«, die »linksgrüne« Konkurrenz oder die »Asylflut« zu Felde ziehen.
Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff ist Sozialwissenschaftler, Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Chef der Staatskanzlei des Freistaates Thüringen und Beauftragter der Landesregierung zur Förderung jüdischen Lebens und die Bekämpfung des Antisemitismus.