Der Hitlergruß als Galgengruß: Treffender kann man den Unrechtscharakter des verbrecherischen NS-Regimes kaum zeigen. Der übergewichtige Hermann Göring grüßt vor einem Galgen, dahinter die brennende Kuppel des Reichstages.
Mit der nach dem Reichstagsbrand erlassenen Verordnung vom 28. Februar 1933 setzten die Nazis die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft und ersetzten das Recht durch Terror. Sie erlaubte es, politische Gegner unbefristet ohne gerichtliches Urteil in »Schutzhaft« zu nehmen. Das war Aufgabe der Polizei, an deren Spitze in Preußen Hermann Göring stand, Reichskommissar im preußischen Innenministerium und ab April 1933 Ministerpräsident. Die Collage erinnert an ein Foto von August 1933: Es zeigt den preußischen Justizminister Hans Kerrl vor einem Galgen, an dem ein Paragraph erhängt wird: Die Hinrichtung des Rechts.
Für die Collage schuf Johannes R. Becher das Gedicht
»Der Galgengruß«. Es endet mit der Prophezeiung, dass der preußische »Generalgendarm« am Ende am höchsten Galgen hängen werde. Das wäre 1946 in Nürnberg der Fall gewesen, wenn Göring sich der Verurteilung nicht durch Selbstmord entzogen hätte.
Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der FSU Jena.