Als ich ungefähr 12 Jahre alt war, habe ich
ein Gespräch unter Erwachsenen belauscht. Unser Pfarrer beklagte sich:
»Die Menschen wollen es nicht kommen sehen. Ich bin ratlos. So werden wir einen Krieg nicht verhindern können.«
Ich komme aus einem sozialdemokratischen Elternhaus, wir haben in einem Gründerzeitbau gewohnt. Dass jüdische Hausbewohner abgeholt wurden, haben wir alle mitbekommen. Das war nichts Geheimes, das wusste jeder.
Was kann ich Ihnen noch mitgeben?
Wir haben eine Verantwortung, ein Krieg muss überflüssig sein.
Ursula Adomeit, Jg. 1921, hat die Nazi-Diktatur und den Krieg als Jugendliche erlebt und überlebt. Allan Wayne, ein amerikanischer Tänzer (zeitweise im Ensemble von
Oskar Schlemmer) erbat vor seiner Rückkehr in die USA 1933, sie zwölfjährig mit an den Broadway zu nehmen und für sämtliche Unterhaltskosten aufzukommen, allein ihre Eltern waren dagegen. Ihre Berufung Tänzerin musste sie mit siebzehn Jahren wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben. Ihr Berufsziel Schauspielerin machte der Sängerin und Ausdruckstänzerin die Flucht aus Breslau zunichte.
In der Nachkriegszeit wurde sie Neulehrerin für Russisch, Deutsch und Kunsterziehung, davon 30 Jahre an der Pestalozzischule Meiningen. Seit 1966 lebt sie in Erfurt, wo sie als Grundschullehrerin tätig war.