33Geistesblitze

© The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Als John Heartfield diese Montage ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme schuf, hatte er bereits im
Ersten Weltkrieg gedient, war Künstler, Verleger, aktiver Kommunist und Emigrant. Seine feinen politischen Antennen erkannten früh die Gefahr, die von den Rechten ausging. Nach Versailler Vertrag und Weltwirtschaftskrise wurde – wie schon so oft – der Sündenbock »Jude« als Feindbild installiert.

Alte Klischees und Vorurteile sind damit wiederbelebt. Der kleine ungebildete Affe (das dumme Volk) fragt den Aasfresser Marabu, warum Julius Streicher als Herausgeber von Der Stürmer  die Juden als Tiere bezeichnet. Dabei wird der Zoo als möglicher Remigrationsort im Gespräch der beiden Zootiere (!) verworfen, denn die Juden als Minderheit im Deutschen Reich seien als Blitzableiter für alles, was im Land schiefläuft, viel effektiver.

Subtil ahnt John Heartfield hier das kommende Grauen bereits voraus. Die auf den ersten Blick lustig wirkende Fotomontage von 1934 ist – 90 Jahre nach ihrer Entstehung – damit von trauriger Aktualität, birgt aber noch die Chance dagegen anzugehen.

Foto: Elena Kaufmann

Martin Kranz ist seit 1999 Geschäftsführender Gesellschafter der kulturdienst:GmbH (Köstritzer Spiegelzelt) und leitet seit 2015 die die interkulturellen ACHAVA Festspiele Thüringen.