Tauben, die mit den Flügeln einen faschistischen Gruß zeigen und an den beiden faschistischen Diktatoren Hitler und Mussolini im Stechschritt vorbeimarschieren: Die Szene spielt im Juni 1934 in Venedig auf dem Markusplatz, der schon damals bekannt war für seine Tauben wie kaum ein zweiter europäischer Ort. Die Symboltiere des Friedens in militärischer Formation machen die Montage zu einem grotesk-lächerlichen Bild.
Geschmunzelt haben die damaligen Betrachter vermutlich auch über das Bild des deutschen Diktators in der Montage: Denn im Gegensatz zum italienischen »Duce« war der deutsche »Führer« nicht in Uniform, sondern in einem Look erschienen, der verschiedene Stilelemente geschmacklich unsicher kombinierte, was wie eine Verkleidung wirkte.
Heartfield entlarvt die misslungene Selbstinszenierung Hitlers, aber wie so oft steckt in der Montage nicht nur Spott, sondern auch eine ernste Warnung. Denn Europa stand kurz vor einer militärischen Eskalation wegen der NS-Machtübernahme in Österreich, die damals nur knapp abgewendet wurde. Dass Heartfield die explosive Gefährlichkeit der faschistischen Diktatur für den Frieden zeigt, macht das Bild zu einer Warnung, die zeitlos aktuell ist.
Prof. Dr. Christiane Kuller ist Professorin für Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik an der Universität Erfurt.