Drei »Hitler-Jungen« (HJ), im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, hat Heartfield aus Schwarz-Weiß-Fotos herausgeschnitten und sie vor die graue Kulisse anderer »Pimpfe« – so die NS-Bezeichnung – platziert. Sie tragen HJ-Uniformen, Hoheitszeichen und Trommeln. Ihre Blicke signalisieren Stolz und Entschlossenheit, Herrschaftsanspruch und Gehorsam. Sie sagen kein Wort. Aber ihre Posen entsprechen den NS-Erziehungszielen, die Hitler in einer Rede am 14. September 1935 vor etwa 50.000 HJ-Mitgliedern in Nürnberg proklamierte: sie sollten »flink wie die Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl« sein.
Den feinen Unterschied zwischen den protzigen Posen und kalt-fixierenden Blicken von HJ-Jungen kommentiert Heartfield absichtlich nicht. So geschieht etwas Unglaubliches: Ein face to face mit jungen Faschisten. Betrachtende können die Dimensionen erahnen, vielleicht sogar spüren – damals wie heute. Diese Schwarz-weiß-Montage bleibt im Gedächtnis, und sie hat eine Botschaft: Schaut genau hin und lasst nicht nach beim Widerständigsein gegen alle Formen von Indoktrination, Diskriminierung, Mobbing und Bevormundung junger Menschen in Deutschland und Thüringen.
Helmut Holter ist seit 2017 Minister für Bildung, Jugend und Sport des Freistaates Thüringen