Der »Untermensch« bevölkerte als Denkfigur zuverlässig das Repertoire der NS-Ideologie. In den Rassetheorien der 1920er Jahre kommt der Begriff ebenso vor wie in den Schriften von Alfred Rosenberg, einem der Vordenker der Bewegung. Konstruiert ist dieser als Gegensatz zu Nietzsches Konzept des Übermenschen, aus dem die NSDAP ihre Herrenmenschen-Ideologie ableitete.
Heartfield enthüllt schon im ersten Jahr der NS-Herrschaft die brutale, auf bloßem Terror und Gewalt seiner Schlägertrupps beruhende »Überlegenheit« des »deutschen Blutes«, wie es im Begleittext des völkischen Dichters Rudolf Binding heißt, der drei Monate später zu den 88 Autoren gehören sollte, die Hitler »treueste Gefolgschaft« gelobten.
Dessen Phantasien von »Menschenjagden« gegen Nichtdeutsche erscheinen bedenklich aktuell angesichts der Ausschreitungen am Rande von Demonstrationen Rechtsradikaler im Deutschland von heute. Und auch seine Liste potenzieller Opfer – »Marxisten, Juden, Pazifisten, Humanisten und ähnliches Gelichter« – lässt gegenwärtig erschaudern. Dafür, dass Menschen aufgrund ihrer Gesinnung »verunrechtet, ja gemartert und gemordet« werden, darf es in unserer Gesellschaft keinerlei Platz mehr geben.
Prof. Dr. Dr. Patrick Rössler ist Kommunikationswissenschaftler und Kunsthistoriker an der Universität Erfurt und einer der beiden Kuratoren dieser Ausstellung.