Nach ihrer Machtübernahme am 30. Januar 1933 verloren die Nationalsozialisten keine Zeit. Innerhalb weniger Wochen wurde die Weimarer Verfassung weitgehend ausgehebelt, Parteien und Gewerkschaften verboten, die ersten Gesetze zur Judenverfolgung erlassen und die Medien gleichgeschaltet. Der Rechtsstaat wurde beseitigt. All dies ging mit einem massiven Terror vor allem durch die SA einher. Vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten waren die ersten Opfer dieser Terrorwelle.
Darauf bezieht sich Heartfield in seiner Anfang 1934 in der AIZ erschienenen Montage. Die von ihm auf der Briefmarke genannte Zahl von 5.000 Toten dürfte nach heutigem Wissensstand allerdings zu hoch sein. Man geht von 800-1.000 Opfern im ersten Jahr der NS-Herrschaft aus.
Heartfield verwendet eine Briefmarke der Reichspost und verweist damit auf staatliche Akteure, die die Verantwortung für die Toten tragen. Staatsterror ist auch 90 Jahre später nicht verschwunden – was man jüngst am Beispiel Russlands besichtigen durfte.
Michael Tallai ist Geschäftsführer der FUNKE Medien Thüringen und einer der beiden Kuratoren dieser Ausstellung.