Mordtaten am politischen Gegner waren nach der Machtübergabe an das NS-Regime an der Tagesordnung. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo), aber auch der normale Polizeiapparat beseitigten missliebige Oppositionelle, führten unter fadenscheinigen Vorwänden Verhaftungen durch und wandten Folter als Verhörmethode an.
Heartfields Montage bezieht sich auf die Tötung von John Scheer, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz – allesamt führende Köpfe der KPD – die »auf Befehl Görings von der Geheimen Staatspolizei ›auf der Flucht erschossen‹ worden« waren. Heartfield sieht das gesamte deutsche Volk in Geiselhaft eines ramponierten, aber zunehmend terrorbereiten Diktators Hitler.
Die jüngsten Ereignisse rund um den russischen Oppositionsführer Nawalny zeigen, wie skrupellos totalitäre Staaten die Prinzipien des Rechtstaates beugen. Jede Sympathie für Putins Unterdrückungsregime verbietet sich also. Und wenn rechte Kräfte in Deutschland schwadronieren, man würde sich bei gewaltsamen Auseinandersetzungen »erkennen«, dann verheißt deren Gewaltbereitschaft dem jeweiligen Gegner, der sich zu erkennen gibt, sicher nichts Gutes.
Prof. Dr. Dr. Patrick Rössler ist Kommunikationswissenschaftler und Kunsthistoriker an der Universität Erfurt und einer der beiden Kuratoren dieser Ausstellung.