33Geistesblitze

© The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Der zerzauste Helmbusch und das aufgezwirbelte Bärtchen, dazu ein Orden mit der Aufschrift »Pour le Profit« und die Hakenkreuzbinde – mit nur wenigen kleinen Eingriffen macht John Heartfield »Seine Majestät« Adolf Hitler zu einer Witzfigur in preußischer Paradeuniform. Er spottet dabei nicht nur über den Führer, sondern auch über alle, die einer verklärten Vergangenheit anhängen, die fest daran glauben, im »Feld unbesiegt« zu sein und im Ex-Gefreiten den Retter der Nation wähnen.

Mit der Unterzeile »Ich führe Euch herrlichen Pleiten ent­gegen« zeigt der Künstler indes nicht nur den Kaisertreuen mit aller Deutlichkeit, was sie trotz all dem Glanz und Gloria von den Nationalsozialisten zu erwarten haben.

Ein nur romantisierender Blick zurück lässt Menschen bis heute von einer Welt träumen, die es so nie gegeben hat. Aus der Geschichte lässt sich aber durchaus lernen. Dazu gehört neben dem Mut, die nötigen Veränderungen für eine bessere Zukunft zu wagen, zunächst Mut zur Ehrlich­keit – sich selbst und der Historie des Landes gegenüber.

Carsten Schneider, MdB, ist gebürtiger Erfurter und derzeit
Staatsminister beim Bundeskanzler und
Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland.
Er war 1998 mit 22 Jahren der jüngste jemals in den Deutschen Bundestag gewählte Abgeordnete.