Er rührte an den Schlaf der Welt, mit Worten, die Blitze waren«, dichtete Johannes R. Becher über den kommunistischen Vordenker und Revolutionär Lenin. Den NS-Politiker und Kriegsverbrecher Göring lässt Heartfield direkt am Globus zündeln. Blitz und Feuer stehen für Totalitätsgesten, die Beherrschung der Welt. Wir wissen, welche Gewalt aus den großen Ideologien des 20. Jh. resultierte: Bevormundung, Unterdrückung, Vernichtung, Terror.
Die Montage legt eine Anspielung auf den Reichstagsbrand 1933 nahe. Die Nazis zündelten nicht immer vordergründig, sie waren Meister der Unterstellung, der Verdrehung und Verleumdung. Den Krieg begannen sie später mit einer vermeintlichen Verteidigung: nach dem unerhörten polnischen Bandenüberfall auf den Sender Gleiwitz schossen sie zurück. »Feuer!« steht auch für den Einsatz von Schusswaffen. Die Aggressoren aber, das waren immer die anderen.
Es wird heiß an den Rändern der Demokratie. Die Brandstifter kehren zurück. Sie tragen keine Uniformen, Maximaltitel wie Reichsmarschall oder Reichsjägermeister, aber sie reichen die Fackel schon wieder weiter, um anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Haben wir gelernt, die Mechanik hinter den Parolen zu erkennen?
Andreas Bausewein ist seit Juli 2006 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt