Erschreckend ist für mich vor allem die Aktualität der Stimmungslage und Stimmungsmache, die Heartfield hier karikiert: Die Sorge einer vermeintlichen Überfremdung, pseudo-wissenschaftlich begründet. Die Inszenierung einer Bedrohung durch nichtdeutsche Beeinflussung.
All das erinnert auf unterschiedliche Weise an die Gegenwart: Vor der »Umvolkung« wird auch heutzutage in rechtsextremistischen und –populistischen Kreisen gewarnt und »Remigration« gefordert. Fakten beispielsweise zum Klimawandel werden geleugnet, Zuwanderung als Problem und Geflüchtete als Gefahr für unsere Gesellschaft dargestellt.
Fakt ist, Migration ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Veränderung gehört zum Leben und zum Fortschritt unabdingbar dazu. Der Austausch mit Anderem und Neuem birgt die Chance auf Verbesserung und Weiterentwicklung. Und ohne Menschen aus dem Ausland hätte Deutschland weder den materiellen und kulturellen Wohlstand erreicht, in dem wir heute leben – noch könnte man ihn bis morgen wahren.
Das hoffnungsvolle an dieser Montage ist für mich, dass Schnitzel heute unfraglich zur deutschen Küche gehören. Das zeigt, dass guter Geschmack eben doch stärker ist als hasserfüllte ideologisierte Propaganda.
Mirjam Kruppa ist seit Mai 2015 Beauftragte für Integration, Migration und Flüchtlinge der Thüringer Landesregierung.